Demos und Deutungshoheit
Die völlig unkritische Vorstellung, dass Demonstrationen per se gut sind, ist der jahrzehntelangen Gehirnwäsche durch linke Meinungsmacher zu verdanken, die in den Medien und Kulturbetrieben lediglich ‘rechte’ Kumpanendemos kritisiert, sich selbst aber stets schöngeredet haben. Entsprechend herrscht im heutigen Deutschland eine einseitige Demonstrationskultur, die primär von den immer gleichen linken Milieus betrieben wird.
Ihr Klientel in Medien, Kultur und Sozialwissenschaften setzen diese Einseitigkeit fort – man versuche sich beispielsweise einmal an einen Fall zu erinnern, in dem ein Schauspieler, Kabarettist, Sozialwissenschaftler, oder Philosoph sich jemals für Kernenergie oder Gentechnik aussprach, oder sich zumindest um eine rationale Auseinandersetzung bemühte. Fehlanzeige – es herrscht Gleichschaltung, so weit das Auge reicht. Der Grund: Deren ebenso unbewusste wie unmündige Milieuanhängerschaft.
Und so verläuft sich mit dem Verlust der basisdemokratischen Vielfalt der eigentliche Sinn von Demonstrationen hin zum Diktat einer Deutungshoheit, das medial nicht kritisiert wird. Tägliche Realität ist, dass sich die Mehrzahl der Demonstrationen aus unreflektierten und aktionistischen Forderungen der immerselben Klientel speisen. Für viele derartige Demonstrationen gilt: Würde man die Teilnehmer in einem eigenen Land sich selbst überlassen, wären sie meist mit den von ihnen vertretenen Inhalten in kürzester Zeit verarmt (Beispiel BGE) und hätten gewalttätige Konflikte (siehe Tag der Arbeit in Berlin, siehe Griechenland). Auch an dieser Stelle hilft es, sich einmal an eine Großdemonstration zu erinnern, die keine linken Inhalte wie Anti-Atomenergie, Anti-Banken, Anti-Gentrifizierung, Anti-Studiengebühren zum Thema hatten.
Wichtiger jedoch als eine Kritik der einseitig linken Inhalte ist die Tatsache ihrer Einseitigkeit, die eines echten demokratischen Sinns und Nutzens entbehrt. Die USA ist Deutschland in puncto Demokratie und Meinungsfreiheit wie so oft einen Schritt voraus: Die Varianz an öffentlich vertretenen Themen und Meinungen ist dort nämlich weitaus größer – dies zeigt sich nicht nur an Demonstrationen, sondern auch in Medien und politischen Gruppierungen.
Bei uns führte die pure Prägungsgewöhnung dazu, Kleinstunterschiede innerhalb gleichgeschalteter Gruppierungen als Meinungsvielfalt und Rhetorik als Diskussionskultur zu deuten. Dinge werden als normal erachtet, die es nicht sein sollten. Die gute Nachricht: Dank angloamerikanischer Einflüsse à la Youtube, Facebook und Wikipedia und einer immer größeren Vielfalt an News und Foren kompensiert das Internet dieses Manko immer mehr. Vielleicht schafft auch die deutsche offline-Gesellschaft dann irgendwann den Sprung auf den Realitätszug.
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