Was mache ich eigentlich den ganzen Tag?


Ja, sehr gute Frage – die Zeit vergeht irgendwie so schnell! Bald bin ich schon zwei Monate hier, unglaublich. Ihr ahnt es schon: Ich gehe keiner geregelten Arbeit nach und lebe in den Tag hinein! Da wird jetzt der eine ohne andere von euch neidisch sein – aber so langsam fällt mir die Decke auf den Kopf. Aber von vorne.

Mein Plan war es und ist es natürlich auch weiterhin, hier einen Job zu finden. In meiner Excel-Datei mit dem Namen “Aktionsplan Bangkok” hatte ich mir pflichtbewusst notiert, gleich in der ersten Woche Kontakt zu Personalberatern aufzunehmen. Ein typischer Fall meiner Selbstüberladung. Dazu ist es natürlich so früh nicht gekommen, ich musste ja erst einmal ankommen. Da Bangkok ja eine große und aufregende Stadt ist, habe ich mir für diese Ankommen nach der ersten Woche noch eine Woche genommen, und dann noch eine. Ich fühlte mich wohl, die Welt stand mir offen, ich bin ja ein “High Po”, so dachte ich mir, das wird doch was. Dann die ersten Bewerbungen an ein paar internationale Firmen. Bei thailändischen Firmen fragte ich vorher telefonisch oder per Email an, ob sie auch Internationale ohne Thai-Kenntnisse einstellen – nein, taten sie nicht. OK. Nicht schlimm. Von den internationalen kam auch keine Reaktion. Auch nicht schlimm, das dauert schließlich manchmal Wochen oder gar Monate.

Vor zwei Wochen dann mein ernüchterndes Treffen mit einem europäischen Personalberater: Thailand habe in letzter Zeit die Nationalisierung des Jobmarktes immer mehr vorangetrieben, es sei gelinde gesagt schwierig. Selbst internationale oder deutsche Firmen wie Rocket Internet stellen nur noch Thais ein. “And especially Marketing – I am sure you know – if there is one thing that Thais are good at…” Nein, wusste ich nicht, ich nahm aber an, dass er es wusste. Derselbe Berater riet mir übrigens auch, meine Körpermaße auf die Bewerbung zu schreiben. Ich kommentiere nicht und erinnere mit konsterniertem Blick an meine feministische Begegnung auf der Solarmesse. Auch das ist Thailand.

Dann heute die Absage von Google. Die hatten mich vor Jahren, noch zu Meltwater Zeiten, mal angerufen und haben mich seitdem in ihrer Kartei (also ihrer Cloud). Jetzt wurde in Bangkok ein Posten ausgeschrieben, der recht gut auf mich passte – bis auf die Thaikenntnisse natürlich. Da dachte ich mir, der Kontakt würde helfen. Ich weiß nicht, warum sie abgesagt haben, vermutlich liegt es nicht nur am Thai. Aber ich möchte es gerne glauben!

Der eigentliche Knaller dieser eigentlich betrüblichen Episoden ist aber: Ich bin nicht enttäuscht, und weit entfernt davon, verzweifelt zu sein. Insgeheim wünsche ich mir nämlich, dass mich die Unmöglichkeit eines normalen Jobs in die Selbstständigkeit treiben wird. Für das Schreiben hat es augenscheinlich schon funktioniert, warum also nicht auch beruflich?

Derweil sieht mein Tag ungefähr so aus: 1a) Aufstehen mit Rama, Kaffee, rumsurfen im Internet, Artikel lesen, irgendwelche Sachen posten 1b) Aufstehen um 10 oder so, weil ich den letzten Abend bis 2 am Computer saß. 2) Bis 1 oder 2 lesen (aktuelle Bücher: Buschkowsky und Rand) und entweder für meinen anderen Blog oder meine aktuellen Geschäftsideen recherchieren (da rede ich vielleicht später mal drüber), zwischendurch lustlos Jobs suchen 3) Ich gehe raus, drücke den Schalter “make up my room”, fahre aus dem 26. runter in die Lobby, und sag den Leuten an der Rezeption noch mal, dass sie jemanden ins Zimmer schicken sollen (damit alles fertig ist wenn ich bald wieder zurück komme) 4a) Ich gehe auf einen Kaffee zu McDonalds und lese 4b) Ich gehe in die Platinum Fashion Mall für meine Geschäftsidee recherchieren, 4c) Ich gehe zu BIG C in den Supermarkt und kaufe meiner Rolle als Luxus Hausfrau entsprechend ein. 4d) Ich bringe Wäsche zur Wäscherei 5) Ich gehe wieder zurück und mache ungefähr da weiter, wo ich bei 2 aufgehört habe, plus Telefonate/Chats. 6) Oft gehe ich dann so um 6 zum Fitnesscenter hier im Hotel und laufe ne halbe Stunde, gefolgt von Sauna. 7) So gegen 8 kommt dann Rama zurück und wir hängen weiter zusammen ab bzw. gehen aus Essen (versuchen wir aber auf’s Wochenende zu begrenzen). Achso, ab und zu spicke ich das Ganze natürlich mit einer Massage oder einer Pediküre.

Also – sehr unspektakulär derzeit! Im ersten Monat war das anders, da hab ich lauter Sachen unternommen, aber seit ein paar Wochen ist der Alltag eingekehrt. Ich hoffe, dass sich das bald ändert, wenn wir Mitte November endlich in die Wohnung ziehen. Ob ich Freunde hier hab? Nein, ihr wisst doch, ich mag keine Menschen, haha! Ich hab zwei Mal eine alte Bekannte aus UNV-Zeiten getroffen, und ihre Freundin kennengelernt. Das war nett und hat mich jeweils eine Woche genährt. Und im Fitnesscenter hab ich eine Amerikanerin getroffen, die mir lang und breit von ihrer künstlichen Befruchtung hier in Bangkok (groß im Medizintourismus) erzählt hat. Es war sehr aufschlussreich. Und dann war da noch Ben, ein Bekannter Katjas, der wirklich sympathisch und inspirierend war, aber dem möchte ich mich nicht aufdrängen. Ach ja, direkter Menschenkontakt wird überschätzt. Nein, ich mache mir einfach nur keine Sorgen, dass ich hier keinen Anschluss finde oder so, ich bin ja ein überaus netter und kommunikativer Mensch wenn ich mich bemühe!

Ich geh dann mal wieder weiter surfen in der Cyberwelt und halte euch auf dem Laufenden!

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