Zeichen der Hoffnung


Ich habe inzwischen einen speziellen Handy-Abcheck-Blick entwickelt, bei dem meine Augen ohne Kopfbewegung blitzschnell und gezielt die LED-Leuchte meines Handys fokussieren und ebenso schnell wieder zurückschnellen. Mit diesem move, der mehr nervöses Augenzucken als ein eigentlicher Blick ist, bemühe ich mich, keine incoming communication zu verpassen, ohne öffentlich als handysüchtig zu gelten.

Manchmal funktioniert aber die Synchronisation zwischen WhatsApp und der Lampe nicht richtig, sodass ich eine Nachricht erhalten habe, ohne dass mir dies unmittelbar mitgeteilt wurde und ich dies erst erfahre, wenn ich manuell die App öffne. So muss ich also doch hin und wieder – nur auf Nummer Sicher – zum Handy greifen und überprüfen, ob ich auch wirklich nichts verpasst habe. Denn die sozialen Auswirkungen von zwei grauen Häkchen, die erst spät blau werden, sind nicht immer abzusehen. Manche Leute verstehen dies nämlich als persönliche Ablehnung im Sinne von „ach, das ist von x, das öffne ich später“. Da muss man ganz vorsichtig sein.

Aus Absenderperspektive ist in diesem Zusammenhang natürlich noch irritierender, wenn es zwei blaue Häkchen gibt, aber keine Antwort. Das ist echt ein Schlag ins Gesicht und mir ist dann auch klar was der Empfänger von mir hält. Passiert mir auch manchmal, dass ich was lese, und nicht gleich oder manchmal auch nie antworte, aber ich entschuldige mich auch dann später. Gerade Männer verstehen diese sozialen Regeln aber meist nicht. Im Datingkontext kann das sehr irritierend sein und da sind sicher schon einige sich anbahnende Beziehungen dran kaputt gegangen.

Dann gibt es noch das einfache graue Häkchen, wo ich mir immer nie vorstellen kann, wie es dazu kommen kann, denn bei mir ist WhatsApp immer an. Da weiß man aber wenigstens, wo man dran ist – er oder sie hat es nicht gelesen und man muss halt warten. Manchmal ist aber auch das nervig – denn warum ist denn die App überhaupt aus? Anscheinend ist man nicht so hoch in der Priorität, dass die App regelmäßig gecheckt wird oder auf auto notification gestellt wird – auch das ist ja eine Aussage über die Qualität der Beziehung.

Aufgrund der Ambiguität der Bedeutung und technischen Zuverlässigkeit der diversen Zeichen meines Handys bleibt jedenfalls bei jedem Blinken die Hoffnung auf eine positive Nachricht – diese kurzen Freuden des Alltags werden fast immer enttäuscht, wenn es doch nur ein Newsletter war, und nicht die erhoffte Nachricht des neuen Flirts, aber es wird ja bald wieder blinken.

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