Naxos


Ich war schon zwei Mal auf Naxos, habe aber nie darüber geschrieben – das erste Mal nach dem Erststudium, das zweite Mal nach der Beförderung, dieses Mal zum 40. Geburstag. An das erste Mal habe ich nur die Erinnerung einer gefälligen aber etwas uninteressanten Insel. Das zweite Mal bin ich letztes Jahr eigentlich nur zurück gekehrt weil es dort eine gute Surfschule gab, in der ich mich natürlich umgehend in einen Surflehrer verguckte. Dieses Ereignis sowie weitere Highlights wie meine erste Mopedfahrt, die gleich auf Serpentinen stattfand und fast mit einem leeren Tank im Gebirge endete, und ein Date mit einem viel zu alten aber sehr schönen Modefotografen, platzierte Naxos letztes Jahr schon einmal attraktiver in meinem Bewusstsein. Dieses Mal nannte ich gegenüber den eingeladenen Geburtstagsgästen vor allem die logistische Lage als Grund für die Inselwahl, sicherlich spielten aber auch die inspirierenden Erinnerungen eine Rolle.

Lange Rede – Naxos war nicht neu, aber eine gute Wahl. 5 Nächte, und in Gesellschaft von Sabine und Familie, Katja und meiner Mutter. Wir wohnten rund um Naxos Town – Katja und ich in der Nähe voneinander am Strand, meine Mutter mit Panoramablick in der Stadt, Sabine, Sven und Jonas ein paar Fahrminuten entfernt in einem Ferienhaus. Wir trafen uns ab und zu zum Essen und Trinken und natürlich zu meinem Geburtstag.

Naxos ist die größte der kykladischen Inseln und in deren Mitte gelegen, und damit so etwas wie ein Drehkreuz für die lokale Schiffahrt, und hat außerdem einen kleinen Flughafen. Es gibt eine kleine Stadt, viele beschauliche Dörfer, Berge und wie (fast) immer bei den griechischen Inseln jede Menge Strände. Urbanen lifestyle gibt es nicht so viel, dafür kann man bei Bedarf zur Nachbarinsel Paros übersetzen. Es ist eher eine Insel für Familien als für Singles. Reinen meditativen Strandurlaub ohne Kinder und mit Nacktbaden sowie Aussicht auf Abenteuer kann man auf der Nachbarinsel Koufonissi haben. Insgesamt ist die Insel ein gutes allround-Paket und perfekter Startpunkt für andere Inseln.

Ich feierte hier einen perfekten Geburtstag mit meinen Liebsten, Drinks und Dinner direkt am Strand – entspannt, lustig, leicht alkoholisiert, beim Abendessen oben rum ein schickes Kleid und zwischen den Zehen Sand. Die Anwesenheit von Freunden und Familie haben meiner üblichen Kykladentour nochmal eine neue Qualität hinzugefügt. Es ist für mich ideal, grundsätzlich allein zu sein aber jederzeit die Option auf Gesellschaft zu haben, ohne die Verpflichtung alles zusammen machen zu müssen. Alle rührten mich mit ihrer Anwesenheit, ihrer Art, mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und ihren herzlichen Geschenkideen. Der Übergang zum mittleren Alter war übrigens überhaupt kein Thema für mich, ich hatte einfach nur einen schönen Tag.

Meine Mopedfahrt vom Vorjahr wiederholte ich mit Katja und besuchte noch einmal den verlassenen Hotel-Rohbau in Aliko und das Dorf Chalki, was jetzt im September etwas ausgestorbener war als letztes Jahr im Juni. Apropos ausgestorben – von einem negativen Einfluss von Covid auf den Tourismus war kaum etwas zu merken – die Strände und Restaurants waren voller als erwartet. Als Katja und ich die Strände südlich von Naxos Town entlangfuhren war ich erstaunt, wie viel dort los war. Unser Essensstop bei der Taverne in Mikri Vigla ließ mich in Erinnerungen vom letztem Jahr schwelgen – und dem großzügig dosierten Tzatziki. Übrigens hatten sich Katja und ich zu diesem Zeitpunkt bereits an eine ständige Knoblauchfahne gewöhnt.

Auf Naxos fröhnte ich auch meiner Schwäche für kykladischen Schmuck, welcher mich ich glaube vier Mal in denselben Laden leitete und schon zu Erheiterung beim Personal führte. Ich war aber brav und kaufte nur zwei paar Ohrringe – allerdings mit Fotos weiterer Kaufkandidaten plus Visitenkarte für die Option der Zusendung und der Aussicht auf weitere opportunities auf Santorini, der besten (aber auch teuersten) Destination für kykladischen Designerschmuck. Über das Ladenpersonal hinaus wurden auch meine Mutter, Sabine und Katja in den Entscheidungsprozess mit einbezogen. Mehr für meine Beherrschung als für die Auswahl. Wir werden sehen, wie ich mich auf Santorini ohne Aufsicht beherrschen werde.

Naxos regte auch diverse Immobilien- und Ausstiegsfantasien an. Zum Beispiel die Ruine eines Restaurants, in bester location auf dem Felsen einer Halbinsel zwischen Naxos Town und Strand gelegen, die seit 20 Jahren dem Verfall preisgegeben war weil sie keine Baugenehmigung hatte. Und Gedanken daran, dass Naxos ja einen Flughafen habe und wie es wohl sei, von hier aus home office zu machen, Wochenendtrips auf die Nachbarinseln inklusive.

Es gibt jedenfalls genug Anreize für einen vierten Besuch, ob kurz oder lang, ob als Touristin oder Immobilienhai – mindestens wegen weiteren Surfstunden, zu denen ich dieses Mal vor lauter anderer Highlights nicht kam.

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