Noch ein Lebenszeichen!

Joseph, Ikam, Rohit, Anna, Vishal and Tobias

Liebe Leute,

ihr beschwert euch zu Recht, dass ich hier schon seit Ewigkeiten nichts mehr geschrieben habe – entschuldigt! Mir geht es gut – keine Krankheiten, kein übermäßiger Stress. Ich würde sagen, dass ich angekommen bin. Trotzdem freue ich mich natürlich, im März wieder in Deutschland zu sein.

Was ist seit dem letzten Mal passiert? Der Lernstress ist fast immer da, auch wenn ich ihn jetzt nicht mehr so ernst nehme. Inzwischen hat der letzte Term angefangen und wir haben unseren letzten Satz an Fächern bekommen. Darunter das Fach “Leadership”, für das ich gerade ein Essay über meine Führungs- und Teamfähigkeiten schreibe. Im Rahmen dieses Seminars hatten wir letzte Woche eine Art Gruppenübung gemacht, bei der eine Gruppe von 15 Leuten zusammen outdoor eine Strategie erdenken musste, wie man ein Minenfeld überquert (mit allen möglichen Regeln und Restriktionen). Das ganze wurde gefilmt und jetzt müssen wir über unsere Rolle in der Gruppe reflektieren. Auch wenn ich eigentlich keine Lust darauf habe, muss ich schon sagen, dass es interessant ist.

Man kommt hier hin und denkt, dass man sich und seine Grenzen “in dem Alter” ganz gut kennt. Aber hier kommt noch einmal eine ganz neue Dimension dazu. Dadurch, dass man so oft an seine Grenzen getrieben wird und 24 Stunden von Menschen umgeben ist, die man sich teilweise im normalen Leben vielleicht nicht ausgesucht hätte, kommen hier schon einige Charaktertiefen zutage. Und das Feedback, das man bekommt, ist direkt und schonungslos. So muss ich im Moment zum Beispiel damit umgehen, dass ich als stur und dominant an der Grenze zur Kampfemanze gelte. Ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht, ist eine andere Frage. Aber auseinandersetzen muss man sich damit – und so lernt man sehr viel. Mein Verhalten in Gruppen hat sich seitdem zum Beispiel ziemlich geändert. Und die Perspektive darauf, wie man sich durchsetzen sollte hat sich auch geändert.

Eine andere Beobachtung ist auch: Wie verhältst Du Dich gegenüber Menschen, wenn Du keinen Rückzugsbereich hast? In Deutschland stellt das im Normalfall kein Problem da – wenn ich keine Privatsphäre brauche, gelte ich als locker und eher gut gelaunt – denn ich kann ja auch nach einigen Stunden wieder zurück. Aber wie ist es, wenn ich ständig unter “sozialem Beschuss” stehe. Sehr interessant das ist! Idealer Weise komme ich aus Indien zurück und habe gelernt, loszulassen. So hat das Jessica formuliert und ich fand es sehr passend. Jeder hat hier sozusagen seine Lektion zu lernen.

Insgesamt ist mein Aufenthalt hier also eher eine “Reise zu mir selbst” als eine “Reise nach Indien”. Denn viel rumgekommen bin ich ja bisher nicht. Meine drei Destinationen waren bisher nur Delhi (mehrmals), Agra (Taj Mahal) und Ranthambore Nationalpark. Aber das ändert sich jetzt! Am Mittwoch, den 24. werde ich von Delhi nach Bombay fliegen, dort eine Nacht bleiben und dann am nächsten Tag mit dem Zug ganz runter nach Trivandrum in Kerala. Das wird was, ich sag’s euch…der Zug fährt 30 Stunden und mein Ticket ist immer noch nicht confirmed. Dort unten treffe ich dann am 27.  Rama und wir verbringen eine Woche zusammen in einem eigenen Kerala-Haus am Strand! Von da aus geht es dann für mich weiter nach Tamil Nadu, wo ich dann von Coimbatore aus am 5. Januar nach Delhi zurückfliege. Ich freue mich sehr (auch wenn ich gerade rotiere, weil ich immer noch auf der Waiting List vom Zug bin und die Flüge sehr teuer sind).

Wir werden sehen! Ich kehre jetzt mal zu meinem Essay zurück, verspreche aber, dass ich mich baldmöglichst wiedermelde. Das nächste Mal hoffentlich wieder mit Fotos (die ich in letzter Zeit auch vernachlässigt habe).

Alles Liebe,
Anna


In 2008, I had been selected for the European Business School ESCP’s “Master in International Management” Programme, which was to be taught in two different countries. For my 7 month first semester, I had chosen their partner school “Management Development Institute” (MDI) in Gurgaon, a suburb of Delhi. Not having been to India before, and coming from a non-business background in humanities, it was an exciting time, which I documented on my blog.

1 Comment on Noch ein Lebenszeichen!

  1. Liebe Anna,
    danke für das Lebenszeichen – ich hoffe Du hattest schöne Weihnachten mit Rama! Ich wünsch dir einen guten Rutsch und freue mich auf Fotos. Lieben Gruß aus dem kalten Deutschland (zur Zeit exakt -3,4°)
    Nina

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